Freitag, 30. April 2010

Ledigos

Hola,

dank eurer lieben und guten Gedanken ist die Meseta geschafft. Ich habe sie mir ganz anders vorgestellt, denn es waren doch Baeume und Straeucher am Weg und auch keine endlose Weite, wie es in den Reisefuehrern beschrieben wurde. Ich fand den Weg vor zwei Tagen schon beeindruckender. Ich hatte das Gefuehl, dass die Piste fuer die Pilger neu angelegt war und auch die Baeume waren nicht sehr alt. Ich denke, hier ist einiges fuer das heilige Jahr veraendert worden.

Heute morgen bin ich um 6.45 Uhr aufgebrochen und habe mich prompt im Dunkeln verlaufen. Nach einem kurzen Umweg durch das Dorf habe ich aber den Camino wiedergefunden und bin durch die Meseta. Der neu (¿) angelegte Schotterweg war schwer zu gehen. Ich habe festgestellt, ich laufe nicht gern auf grossem Schotter. Man eiert einfach so durch die Gegend und hat keinen festen Tritt.

Um kurz nach halb 11 war ich schon im Zielort Calzadilla de la Cueza. Dort habe ich erstmal eine lange Rast in der dortigen Bar gemacht und mit Jos aus Holland und Joachim (sprich Choakim oder so) aus Spanien lange gequasselt. Jos ist vor 10 Jahren angefangen, den Camino zusammen mit seinem Vater zu gehen. Sie sind in Holland angefangen und immer wieder ein Stueck gegangen und sind bis ich glaube Frankreich gekommen. Dann ist sein Vater gestorben.
Nun bringt er den Weg zu Ehren seines Vaters zu Ende und um sich darueber klar zu werden, was er nun machen will. Auch er hat vor dem Camino seinen Job als IT-Spezialist gekuendigt. Joachim hat unter anderem auch in Deutschland gelebt und spricht daher sehr gut deutsch. Er geht seit vielen Jahren immer wieder den Camino, weil er das Caminogefuehl sehr liebt. Urspruenglich ist er seinen ersten Camino vor 13 Jahren gegangen, weil er mit seinem Sohn nicht mehr ein noch aus wusste, da er heroinabhaengig war. Nach dem Camino hat er seinen Sohn gefragt, ob er bereit waere, mit ihm 2 Monate in deren Wohnung aufs Festland (er lebt auf einer spanischen Insel) zu gehen und den Entzug zu wagen (der Sohn war vorher aus Entzugskliniken abgehauen).
Sein Sohn hat zugestimmt und so hat er ihn in ein kleines Dorf mitgenommen, ihn dort ans Bett gefesselt und den Entzug mit ihm durchgestanden. Zwei Monate lang.
Danach hat der Sohn noch 2 Jahre Medikamente bekommen, die sofort ein Koma ausloesen, wenn man Heroin nimmt. Heute ist er gluecklich verheiratet und hat 3 Kinder.
Joachim ist 67 Jahre alt und total bewunderswert. Er hat noch viel mehr aus seinem Leben erzaehlt, aber das wuerde hier den Rahmen sprengen.

Im Moment geniesse ich gerade mal wieder das typische Albergueritual. Ankommen, Bett beziehen, duschen, Waesche waschen, eine Siesta halten, Tagebuch (und Blog) schreiben und hoffen, dass die Nacht ruhig wird. Letzte Nacht hatten wir mindestens 3 laute Schnarcher im Zimmer und meine Ohrstoepsel lagen gut verstaut im Rucksack und ich im Hochbett oben. Sie haben sogar meinen Ipod uebertoent, in dem mit voller Lautstaerke Enya lief. Ich glaube, ich bin erst gegen 4 Uhr morgens (gefuehlt) eingeschlafen. Ich habe hier gelernt, dass es unheimlich viele Schnarcharten gibt. Gestern nacht habe ich wieder eine neue kennengelernt ;-)).

Der Abend gestern bei den Schwestern ist noch sehr schoen ausgeklungen. Wir haben alle noch einen Stern bekommen, den die Schwestern fuer uns gebastelt haben und dann ist eine der Ordensschwestern rumgegangen und hat jeden ganz ganz liebevoll gesegnet. Es war wundervoll.


Ultreia

Silvia

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