Montag, 3. Mai 2010

El Burgo Ranero

Hola zusammen,

viele Gruesse aus dem Froschdorf El Burgo Ranero. Hier quaken die Froesche besonders laut (Ranero heisst Frosch...der Dorfgruender aber auch ;-)). Hier quaken aber nicht nur die Froesche besonders laut, sondern auch die Italiener, die gerade am Tisch gegenueber sitzen und ihre Pasta essen, singen seit 1/2 Stunde italienische Trinklieder. Aber sie koennen singen. Du meine Guete. Eine Nachzueglerin von ihnen wird gerade lautstark begruesst.

Ich bin hier nach einem seeeeehr anstrengenden Lauftag in einer kleinen Albergue im Nirgendwo gelandet. Das Dorf wirkt wie ein Geisterdorf. Die Albergue ist sehr einfach, aber irgendwie gemuetlich. Die Hospitalera Lourdes ist eine Seele von Mensch. Sie spricht kein englisch oder deutsch, ich kein spanisch und es klappt doch mit Haenden und Fuessen. Ich bin immer wieder begeistert, wie gastfreundlich man ueberall aufgenommen wird. Viele Hospitaleros arbeiten ehrenamtlich und diese Herberge funktioniert nur auf Spendenbasis. Jeder gibt fuer die Uebernachtung, was er meint.

Leider gab es gestern Nacht einen ueblen Vorfall. Wir wurden heute morgen in Sahagun von unserer Hospitalera mit der Frage geweckt, ob wir noch unser ganzes Geld haben. Einer Mitpilgerin wurde in der Nacht das Portemonnaie unter dem Kissen weggeklaut. Das Geld wurde rausgenommen und das Portemonnaie draussen auf dem Tisch liegen gelassen. Bei den anderen fehlte nichts. Ich schlafe nach wie vor mit meinem Bauchgurt und lege ihn auch im Schlafsack nicht ab. Traurig, dass es sowas gibt und das an Orten, wo so viele Menschen friedlich zusammenkommen. Aber wo Licht ist, gibt es auch Schatten.

Die Etappe heute war sehr anstrengend, weil es kalt und sehr windig war. Der Wind war so stark, dass ich teilweise aus dem Tritt kam, weil der Wind mich seitlich wegfegte. Die ersten 10 km bin ich mit Sandoshi gegangen, aber in der ersten Bar mussten wir uns dann trennen, weil ihr Fuss laediert ist und sie mein Tempo nicht halten konnte, ich aber auch nicht langsamer gehen konnte, weil es dann zu anstrengend fuer mich war.

Aber auch das ist der Camino. Sandoshi ist mittlerweile auch hier eingetrudelt und hat das letzte Bett bekommen. Glueck gehabt.
Die Strecke ging die ganze Zeit an der Strasse entlang. Wir hatten nicht die Alternativroute genommen, weil wir unbedingt in diesen Ort wollten (Pilgertipp).
Das war wirklich kraeftezehrend. Ich habe mir dann meinen Ipod genommen und das Hoerbuch von der Bibel angemacht. Die Apostelgeschichte. Ich hatte sie noch nie so bewusst gehoert und es war wirklich interessant. Man glaubt nicht, wieviel Weisheit doch in der Bibel steckt und komischerweise lese (oder hoere) ich immer Stellen, die Themen betreffen, die mich gerade beschaeftigen. Da ich mich im Moment mit der katholischen Kirche auseinandersetze, kam dann auch wenig ueberraschend in der Apostelgeschichte die Erzaehlung, wie die Apostel die ersten Gemeinden bildeten und auch der erste Roemer Petrus zu sich einlud und dort einige Leute versammelt hatte.
Also quasi der Beginn unserer Kirche. Diese Menschen haben sich vor 2000 Jahren entgegen aller Konventionen versammelt und fuer ihren Glauben gekaempft.

Ich muss noch ein wenig ueber dieses Thema nachgruebeln und ziehe mich jetzt daher in mein 8-Bett-Zimmer (fast schon Luxus) zurueck. Ach ne...erst muss ich noch den Sonnenuntergang am Froschteich angucken, fuer den dieses Dorf beruehmt ist ;-)).

Ich wuensche allen eine gute Nacht.

Ultreia
Silvia

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