Samstag, 15. Mai 2010

O Cebreiro - Samos - Sarria




Hola zusammen,
ja ja...sie weilt wieder in der Zivilisation :-)
Leider konnte ich mich in den letzten zwei Tagen nicht melden,weil ich in der Bergwelt
Galiciens rumgekraxelt bin.
Vorgestern bin ich (mal wieder) auf fast 1.500 m hoch in das Bergdorf O Cebreiro.
Hier hat sich das beruehmte Hostienwunder ereignet, von dem es zwei Versionen gibt.
Beide stimmen insoweit ueberein,dass sich ein Bauer bei sehr schlechtem Wetter in die Messe gequaelt hat. Die eine Version sagt, dass er zu spaet kam und der Pfarrer schimpfte, die zweite Version besagt, dass der Pfarrer sich abfaellig darueber aeusserte, so nach dem Motto:"Schoen bescheuert, sich bei diesem Wetter hier hochzuquaelen (bei dem Anstieg habe ich uebrigens mehrfach das Gleiche gedacht).
Wie dem auch sei hat sich dann die Hostie in Fleisch verwandelt und der Wein in Blut.
Koenigin Isabella hat hierfuer 2 Glasphiolen gespendet, die man heute noch in der Kirche samt Inhalt sehen kann. Man nennt es auch den spanischen Gral.

Der Pass zum O Cebreiro heisst bei deutschen Pilgern auch "Oh Krepiero". Ich kann dem nur voll zustimmen. Die Landschaft traumhaft schoen, aber stundenlange Anstiege. Am liebsten waere ich zum Schluss auf allen vieren ins Dorf gekrochen.
Das Dorf ist sehr nett, aber mittlerweile auch sehr touristisch. Es ist keltischen Ursprungs (wie vieles in Galicien) und hat noch sehr alte Huetten und urige Restaurants/Bars. 5 Haeuser und eine Kirche :-)
Die Herberge war das Grauen. Schlechte Luft und schlecht organisiert.
Wusel hatte wegen ihres Fusses die Light-Version ueber 4,5 km genommen. Bis dahin war sie mit dem Bus gefahren und hatte sich ein nettes Einzelzimmer im Hotel genommen. Abends haben wir uns ein Pilgermenue gegoennt und morgens haben wir uns um kurz vor 7 in der einzigen geoeffneten Bar des Ortes beim Fruehstueck getroffen.
Da es leicht schneite wollte Wusel lieber den Weg an der Strasse entlang gehen. Also haben wir uns getrennt und ich bin durch die Bergwaelder runter (und wieder hoch und wieder runter und wieder hoch....aechz). Man konnte keine 10 m sehen; Nebel, Schneeregen und in tieferen Lagen dann Dauerregen.

Ich wollte gerne im Kloster von Samos uebernachten (eines der aeltesten Kloester in Europa aus dem 5./6. Jahrhundert) und dort die gregorianische Vesper und den Abendgottesdienst mit den Moenchen feiern. Das bedeutete aber auch ueber 30 km Etappe durch die Bergwelt. Es regnete immer noch in Stroemen, meine Hose war bis zum Poncho klitschnass und sogar der Poncho wurde nach einigen Stunden Dauerregens leicht undicht. Auf den letzten 10 km gab es dann kein Zurueck mehr. Es ging nur noch durch kleine Doerfer und man sah wegen des Dauerregens fast keine Menschenseele. Nur jede Menge bekloppte Pilger ;-).

Ich wuerde euch gerne noch mehr von der Etappe erzaehlen, aber leider sitze ich an einem Computer mit einer Edelstahltastatur, bei der man jeden Buchstaben einzeln fest druecken muss (habe ich auch noch nie gesehen) und es ist anstrengend.

Ich habe es dann mit schmerzenden Fuessen und Knochen und 8 Std. Gehens im Dauerregen dann doch noch bis Samos geschafft. Schritt fuer Schritt durch tiefen Matsch und Geroell. Ich hatte aber keine schlechte Laune. Ich war einfach nur voellig erschoepft. Im Kloster gab es einen Riesenschlafsaal und da habe ich nach einer (kalten) Dusche erstmal ein Nickerchen gemacht.
Danach hatte ich eine Klosterfuehrung und anschliessend die Vesper mit den Moenchen. Diese fand in einem relativ kleinen Raum statt, da die grosse Kirche noch zu kalt ist und nur im Sommer genutzt wird.
Anschliessend habe ich einen Moench gefragt, ob er mir mein Benediktskreuz segnet,was ich schon seit einigen Jahren habe. Er hat mich an die Hand genommen und ist mit mir in die grosse Kirche gegangen und hat es dort gesegnet. Jetzt habe ich immer eine schoene Erinnerung, wenn ich mein Kreuz angucke:-).

So, es wird mir mit dem Tippen zu anstrengend. Sollte ich heute noch einen tauglichen Computer finden, schreibe ich nochmal.

Ultreia
Silvia

2 Kommentare:

  1. Hey Silvia, endlich hat es mit unserem Google-Zugang geklappt und wir können dir auf diesem Wege sagen, wie stolz wir auf dich sind! Du bist ja fast am Ziel und die paar hundert Kilometer wirst du ebenso gut meistern wie bisher. Wir drücken dir die Daumen, dass deine Einlagen weiterhin gut sitzen und du gut zu Fuß bleibst. Deine Texte sind übrigens super zum Mitlesen! Lieben Gruß Sigrun, Karl und Kids.

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  2. Hey Silvia, ich hoffe, dass es nun endlich mit dem Kommentar klappt und daher schicke ich erst mal wieder eine Kurznachricht nach Spanien. Wir vermissen dich und drücken dir die Daumen, dass dich deine Füße weiterhin so gut tragen. Alles Liebe Sigrun und Karl und Kids.

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