Montag, 24. Mai 2010

Finisterre - das Ende der Welt



Nachdem wir unseren ereignisreichen ersten Tag in Santiago abgeschlossen hatten, folgte
eine ruhige (aber nur bei geschlossenen Fenstern) Nacht in unserem schnuckeligen Hotel.

Morgens wollten wir uns auf die 3 Std. Busfahrt nach Finisterre begeben, als wir Charlotte am Busbahnhof trafen, die von einem Spanier zugetextet wurde. Charlotte verstand kein Wort. Gut, dass wir Wusel dabei hatten. Die erklärte uns, dass der Spanier 8 Leute in Finisterre abholen musste und uns anbot, uns für 12 € (Bus 11 €) innerhalb von 1 Std. nach Finisterre zu bringen. Schnell war sein Bulli voll mit Pilgern und los gings.

In Finisterre (oder galicisch Fisterra, lat. Finis Terrae, also das Ende der Welt) hat er uns netterweise gleich am Leuchtturm etwas außerhalb des Ortes abgesetzt. Das Ende der Welt. So glaubten die Pilger im Mittelalter zumindest. Weiter ging es nicht.

Es war atemberaubend schön dort. Traditionell verbrennen die Pilger dort ihre Pilgersachen. Da die Trekkinghose, die ich überwiegend zum Laufen anhatte, wirklich ihren Dienst getan hatte, habe ich mich bei ihr bedankt und sie den Flammen übergeben.
Die Taschen waren ausgebeult, da ich immer wie ein Beuteltier rumgelaufen bin (Fotoapparat immer in der Hosentasche, Ipod und Wanderführer auch) und irgendwann war ein spanischer Trockner so heiss, dass auch der Reissverschluss am Bein (Zipp off) so eingeschmolzen war, dass ich den beim Laufen immer mit Pflaster überkleben musste. Ich hatte mich schon daran blutig gescheuert.
Also mit Dank ins Feuer. Wusel hat ihre Socken gleich hinterhergeworfen.

Danach haben wir uns jeder ein Platz auf den Felsen gesucht (ein wenig getrennt voneinander) und haben lange aufs Meer geguckt und unseren Gedanken freien Lauf gelassen.

Das war für mich der wirkliche Abschluss der Pilgerfahrt. Natürlich weiß ich, dass es einen wirklichen Abschluss nicht gibt, weil die gedankliche Verarbeitung zu Hause auch weitergeht, aber es war der symbolische Abschluss für mich.
Ich fühlte mich wirklich, als sei ich angekommen. Das war sehr schön.
Ich habe es noch schöner empfunden, als die Ankunft in Santiago.

Es gab noch zwei Leute, die ich wirklich gerne wiedergesehen hätte und das waren Mitch und Ruthi aus Canada. Es kam wie es kommen musste.
Als ich ganz versunken später durch den Ort ging und mit den Augen schon ein Plätzchen für meinen Mittagsschlaf in der Bucht suchte, hörte ich nur:"Hey...that's Silvia! Oooh look...that's really Silvia!" Unglaublich! Ich konnte Mitch und Ruthi noch in die Arme fallen. Jetzt war der Abschluss wirklich komplett.
Es sind doch immer wieder kleine Wunder, die einem auf dem Camino passieren.

Am Abend vorher erzählte Sandrine mir, dass sie sich immer gewünscht hat, noch Roy und mich zu sehen. Mich hatte sie ja nun gesehen. Roy nicht. Sie dachte, er sei schon nach Hause gefahren. Kurz nachdem sie mir das erzählte, sprang sie plötzlich auf, weil Roy gerade über den Platz neben dem Cafe ging. Tja...Geschichten, die der Camino schreibt.

Im Ort wollten wir uns dann eine schöne Paella gönnen und haben die schlechteste Paella unseres Lebens bekommen. Wir haben sie komplett zurückgehen lassen. Der Kellnerin war das sehr peinlich und sie hat uns wenigstens die Getränke nicht berechnet. Sie wollte uns noch Alternativessen anbieten, aber uns war der Appetit vergangen. Das hat uns aber die Laune nicht verdorben und wir haben uns erstmal ein schönes Mittagsschläfchen am Strand gegönnt.

Pünktlich um 17 Uhr hat uns Alvaro, unser Taxifahrer schon erwartet und nach Santiago zurückgebracht. Der Abend ist dann noch mit einem netten Abendessen mit Luise und Reinhold und Rosa ausgeklungen.

Es war dann auch gut und ich habe mich einfach nur noch auf zu Hause gefreut.

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