Donnerstag, 6. Mai 2010

Léon - Villar de Mazarife


Hola zusammen,

da war ich doch gestern in der groessten Grossstadt (schreibt man das jetzt mit 3 s, wenn man kein sz zur Verfuegung hat¿) und hatte kein Internet ;-).

Mein Weg hat mich gestern fast komplett neben der Nationalstrasse und durch Autobahnbaustellen nach Leon gefuehrt. Es war einfach schrecklich. Ich habe gedacht, als richtiger Pilger fahre ich nicht wieder mit dem Bus durch die Industriegebiete, sondern laufe. Aber es war sooooo fuerchterlich. Ich hatte das Gefuehl, dass meine Fuesse gar nicht mehr laufen wollten. Es hat gestunken (nach Abgasen), es gab kaum Natur und es war laut und hektisch.
Als ich dann voellig fertig in Leon ankam (ar...kalt war es auch noch) habe ich die erste Albergue angesteuert, die ich gesehen habe. Es sah nett aus. Ein altes Kloster.
Ich habe mir brav meinen Pilgerstempel abgeholt und eine Spende in die Spendenbox geworfen. Der nette Hospitalero hat mir dann den Schlafsaal gezeigt und da war es dann aus mit mir. Nach Stunden des fuerchterlichen Pilgern durch Industrievororte, bekam ich einen Schlafsaal praesentiert, der voll lauter Italienerinnen war und Betten aus dem zweiten Weltkrieg hatte. Gefuehlte 50 Betten (wahrscheinlich eher 20, aber egal).
Ich habe mich dann total frustriert auf das mir zugewiesenen Bett gesetzt und gegruebelt. Fuesse schmerzten, ich war quengelig, wie ein kleines Kind und wollte eigentlich nur schlafen. Doch dieser Raum...das war definitiv zuviel des Guten. Ich hatte wohl eine Ueberdosis Mensch bekommen. Ich wollte keine Schnarcher, keine laermenden Italiener und keine Tuetenraschler mehr.
Also bin ich verschaemt aufgestanden, habe mir gedacht:"Irgendwo hat alles seine Grenze" und bin schweigend und mit eingezogenen Schultern aus diesem Kloster gefluechtet.
Ich hatte im Internet ein nettes Hostal gesehen. Da wollte ich mich einnisten.
Das war jedoch leichter gesagt, als getan. Ich bin dann noch ca. 1 1/2 Std. durch Leon geirrt, um die Strasse zu finden.
Gefunden habe ich eine nette deutsche Baeckerei mit einer netten Verkaeuferin.
Ihre Eltern waren als Gastarbeiter in Deutschland und sind dann zurueck nach Leon.
Sie war in Deutschland aufgewachsen, wusste aber leider auch nicht, wo die Strasse ist. Die 5 Spanierinnen an der Theke diskutierten 5 Varianten, um sich dann darauf zu einigen, dass ich einen Polizisten fragen sollte.
Voellig erledigt, aber versorgt mit einem Croissant und einem Kaffee habe ich mich erstmal auf eine Bank gesetzt. Ich wollte keinen Schritt mehr gehen.
Bin ich aber dann doch und habe gedacht:"Lieber Gott, wenn ich jetzt schon fuer dich nach Santiago gehe, koenntest du mich doch wenigstens zu dieser Strasse fuehren!"
Und dann geschah ein kleines Wunder. Keine Minute nachdem ich das gedacht hatte, fiel mein Blick auf ein Strassenschild und voila....es war die gesuchte Strasse.
Ich habe mich fuer die prompte Erledigung meines Gebets bedankt und bin in das Hostal. Sie hatten auch noch ein Zimmer fuer mich, so dass ich den totalen Luxus hatte, in einem Raum nur mit mir alleine zu liegen. Whow....das war ich ja gar nicht mehr gewohnt. Ich habe dann erstmal in der nanokleinen Dusche geduscht und mich anschliessend aufs Bett gelegt. Binnen Sekundenbruchteilen war ich eingeschlafen und habe 3 Stunden tief und fest geschlafen.

Danach sah die Welt schon wieder besser aus und ich bin zur Kathedrale gegangen.
Auf dem Vorplatz klopfte mir jemand auf die Schulter. Es war Manfred aus dem Froschdorf. Waehrend wir uns unterhielten, gesellte sich noch eine deutsche Pilgerin (Simone) dazu und wir sind erstmal einen Kaffee trinken gegangen.
Als wir dann vor der Kathedrale im Cafe sassen, klopfte mir wieder jemand auf die Schulter. Es war Sandoshi, die morgens mit dem Bus gekommen war.
Ohne irgendwie verabredet zu sein, hatten wir uns alle gefunden.

Wir waren dann abends noch nett essen (d. h. die anderen, ich hatte nachmittags noch gegessen) und dann war ich auch frueh in der Heia.
Allerdings habe ich dann gemerkt, wie hellhoerig das Hotel war. Das Paerchen neben mir machte sich auf den Weg ins "feuchte Viertel" von Leon. Klingt schluepfrig, ist aber nichts anderes als das Kneipenviertel.
Als sie heute morgen um 1.45 Uhr wiederkamen, habe ich jedes Wort verstanden.
Bevor ich noch mehr von der Beziehung mitbekomme, was ich ueberhaupt nicht hoeren will, habe ich mich dann entschlossen, mit Ohrstoepseln zu schlafen.
Na toll...da hat man mal ein Einzelzimmer und schlaeft mir Ohrstoepseln ;-)).

Heute morgen habe ich dann die gleiche Pilgersuende begangen, wie in Burgos und habe die Industrievororte von Leon mit dem Bus durchfahren. Diese Tor"tour" wollte ich mir nicht nochmal antun. Nach der Erfahrung gestern habe ich gemerkt, dass das mit Pilgern nicht wirklich was zu tun hat. Ist aber nur meine Auffassung. Ein bisschen schlechtes Gewissen habe ich ja schon :-(.
Dafuer habe ich heute die Alternativroute genommen, die landschaftlich schoener, dafuer aber einige Kilometer laenger ist. Damit habe ich dann ein bisschen wieder gutgemacht.
Ach ja...und ich bin ein Engel.....*fettes Grins*. Als ich heute die Alternativroute ging, habe ich einem amerikanischen Paerchen geholfen, welches gestern erst angekommen war. Sie waeren fast den Weg an der Nationalstrasse gelaufen. Da sagte Bob zu Kathy: "You see Kathy! I told you. God has send us an angel!"
So...damit das mal geklaert ist ;-)).

Heute nachmittag haben wir hier in der Albergue voll den Luxus. Es gibt Liegen! Wir sind bei 4 Grad heute morgen losgelaufen und heute nachmittag haben wir schoen in der Sonne gelegen. Herrlich!

So...gleich gibt es Abendessen.

Ultreia

Silvia

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