Mittwoch, 12. Mai 2010

Trabadelo




Hola zusammen,

nach einer erstaunlich ruhigen und sogar relativ warmen Nacht in unserer "Umkleidekabine" sind wir heute morgen wieder mit prasselndem Regen geweckt worden.
Es war 6 Uhr und so haben Ulla und ich uns nochmal umgedreht, in der Hoffnung, der Regen moege nachlassen. Um 8 Uhr hatte der Regen zwar etwas nachgelassen, aber war es war immer noch ein schoener Landregen. Also wieder Schildkroete oder auch Quasimodo.
Poncho ueber und los. Es ging durch schoene Weinberge und Matschwege nach Villafranca de Bierzo. Ein sehr schoenes Bergdorf, welches die mittelalterlichen Pilger auch Klein-Compostela nannten, da Kranke und Schwache, die die Wallfahrt ueber den hohen Cebreiropass (der morgen kommt) nicht forsetzen konnten, auf den Stufen der Puerta del Perdon (Gnadenpforte) den gleichen Ablass, wie am Apostelgrab erhielten. Da heiliges Jahr ist, sollte die Puerta del Perdon auch eigentlich geoeffnet sein. Ich habe ja ueberlegt, ob ich mich krank oder schwach fuehle und mir die letzten 200 km spare *lach*. Nein, nicht wirklich. Denn die Pforte war auch zu. Also kein Pardon und kein Suendenablass. Dann habe ich doch bis Santiago noch Zeit ein paar kleine Suenden zu begehen.
Habe ich heute auch schon. Ich habe heimlich in einer Kirche fotografiert, in der fotografieren verboten war ;-). Wahrscheinlich als Strafe fuer mich sind die Fotos aber auch nicht so toll geworden.

In Villafranca habe ich dann auch Wusel getroffen, die mit dem Bus aus Ponferrada angereist kam und noch einen Tag dort Pause macht um sich morgen mit ihren neuen Einlagen auf den O Cebreiro zu stuerzen. Wir wollen uns oben treffen, da wir verschiedene Startpunkte haben. Ich hoffe, wir kommen beide an ;-).

Ich erspare mir uebrigens hier im Blog groesstenteils die Details ueber die Orte. Ich denke, ihr braucht nur bei Google Bilder den Ortsnamen eingeben und bekommt schon schoene Bilder. Ihr solltet euch unbedingt die Templerburg von Ponferrada angucken. Die war schon sehr eindrucksvoll.

Da wegen des Dauerregens der Camino duro also nicht in Frage kam, musste ich heute stundenlang neben der Landstrasse herlaufen. Es war zwar eine schoene Umgebung, aber das Latschen auf Asphalt als rote Schildkroete war schon sehr anstrengend.

Ich bin jetzt auch ziemlich erledigt und ganz gluecklich, dass ich in dieser kleinen netten Herberge gelandet bin. Der Hospitalero heisst Jorge (Georg) und erinnert mich total an meinen Neffen Sascha (huhu Saschi...viele Gruesse!!). Als ich ihm erklaeren wollte, dass mein Bruder und mein Vater auch Georg heissen, hat er mich gefragt, ob mein Vater auch noch hier schlaeft. Hhhhmmmm ich muss unbedingt an meinem "Spenglisch" arbeiten....
Auf jeden Fall habe ich ihm gerade meine gesamte heutige Waesche in die Waschmaschine geschmissen, einschliesslich meiner Doppeljacke.
Satte 8 Euro kostet das Waschen und Trocken (die Uebernachtung nur 6!!). Aber das war mir egal. Ich brauche jetzt einfach mal das Gefuehl maschinengewaschener Waesche.

Ach...hatte ich schon erwaehnt, dass ich heute in einem richtigen Haus mit Heizung schlafe. Herrlich! Es ist ein Landhaus und hat unten noch eine Bar, in der ich gerade mit zwei Maedels aus Bad Laer (also Muensterlaenderinnen) vor dem Kamin sitze (ich hab ja schliesslich keine Jacke mehr...sie wird ja grad gewaschen).

Es sind immer mehr Pilgergruppen unterwegs, die ihr Gepaeck transportiert bekommen und abends in Hotels uebernachten.
An Wusels und meinem ersten Wandertag sprach uns eine Frau aus Bayern an:" Ja mei...Sie ham's aba a schwerrren Rucksackl. Naaa mir bekomms unsrrr Sachn transportiert...jaaa, deees is scheeeee. Und abends hamma scho a scheeenes Hotel." "Hhhhhmmmm, toll". Ggggrrrr. Ich habe dann nur "pppppsssst" zu Wusel gesagt und wir haben einen dezenten Schwenk von der Strasse weg gemacht und uns auf eine Lichtung mitten ins Heidekraut gelegt. Die Gruppe haben wir dann erstmal weiterziehen lassen.
Wie das wohl auf den letzten 100 km wird.
Aber Silvia......du bist gaaaanz ruhig. Jeder auf seine Art und Weise. Meine Pilgerseele ist voellig ausgeglichen....oooooohhhhhhhhmmmmmm. Aber trotzdem haette sie die Klappe halten koennen ;-)).

Heute hatte ich allerdings eine nette Truppe dieser Art vor mir. Sie waren sehr froehlich und wollten mich mit Datteln fuettern. Bewunderswerterweise sind auch sie tapfer durch den Regen an der Landstrasse gestapft, obwohl ihr "Aufpasser" staendig mit dem Bulli auf und ab fuhr, falls jemand doch lieber Auto fahren wollte.

So, jetzt werde ich mal wieder ein paar Fotos versuchen hochzuladen.

So..hat mal wieder 20 Min. gedauert, aber es hat ja geklappt. Das erste Bild erklaert sich von selbst. Schoene Landschaft auf dem Weg ;-). Das zweite zeigt unsere Herberge von gestern mit den Eingaengen zu den Zweierschlaf"zimmern" und das dritte Bild zeigt mich beim Tagebuchschreiben. Das Licht war zu schwach, also musste ich mit meiner "Grubenlampe" schreiben.

Ultreia
Silvia

P.S. hatte ich schon erwaehnt, dass ich heute eine richtige Dusche in einem richtigen Badezimmer hatte ;-))!!

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