Freitag, 7. Mai 2010

Hospital de Orbigo

Hola zusammen,

heute gibt es mal wieder Bilder. Aber spaeter.
Erst muss ich noch von der netten Herberge gestern abend erzaehlen. Unser Hospitalero Pepe hat gestern abend fuer uns gekocht. Es war sehr lecker. Salat als Vorspeise, dann Zwiebelsuppe, was natuerlich grosses Gelaechter gab, da wir ja alle in einem Schlafsaal schliefen, als Hauptgericht eine vegetarische Paella und als Nachtisch Karamelpudding. Alles total liebevoll angerichtet und die Kueche war soooo sauber und sooo gross mit allem was das Herz begehrte. Das habe ich auf dem ganzen Camino noch nicht gesehen.

Witzig waren die Betten. Sobald man sich auf das Bett gesetzt hat, hat man mit dem Hintern fast auf dem Boden gesessen. Als ein etwas staemmiger Italiener sich auf das Bett fallen liess, schrie er nur:"Madonna mia!" und kam gar nicht wieder hoch. Wie ein Kaefer auf dem Ruecken lag er in seinem Bett. Ich hab mich nicht mehr eingekriegt.

Heute morgen haben wir uns nochmal von Pepe beim Fruehstueck verwoehnen lassen und sind langsam losgezuckelt (jeder fuer sich). Pepe hat uns sogar selbstgebackene Churroz zum Fruehstueck gemacht. Das ist ein fritiertes Gebaeck. Sehr lecker, aber auch sehr maechtig.

Da ich wusste, dass ich heute nur ca. 15 km zu gehen habe, bin ich gaaanz langsam gezuckelt. Nach ca. 1 1/2 Std. ist mir etwas ziemlich peinliches passiert. Da es aber irgendwie auch zum Lachen ist, oute ich mich jetzt hier mal. Ich merkte, dass ich unbedingt den Kaffee wegbringen musste, den ich bei Pepe noch zum Fruehstueck getrunken hatte und da wir uns hier in einer Gegend befinden, in der endlich wieder Buesche und Baeume stehen, hatte ich mir gerade einen netten Busch gesucht und mich ins Unterholz geschlagen (wie viele andere Pilger unterwegs auch ;-)), als ploetzlich etwa 10 m neben mir ein Polizeiwagen hielt.
Ich dachte nur:" Na toll...darf man sich auf dem Camino nicht in die Buesche schlagen? Was machst du denn jetzt, wenn er zu dir kommt? Oh Mann, oh Mann, auf dem Camino verhaftet. Bitte lieber Gott, lass sie weiterfahren!" Ich habe mich dann gaaanz tief in meinem Busch verkrochen und sie sind weitergefahren.

Als ich wieder rauskam habe ich gesehen, was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Am Feldweg lag eine rote Decke. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob da jemand schlaeft. Es war also nur eine Kontrolle. Ich bin also der Gefaengniszelle nochmal entkommen. Hinterher musste ich mich erstmal ueber mich selbst kaputtlachen.
Dass ueberhaupt mitten in der spanischen Pampa auf Feldwegen Polizei patroulliert, wundert mich hier immer wieder. Ich glaube, sie sammeln verlorengegangene Pilger wieder ein.

Kurze Zeit spaeter fing es an zu regnen, so dass mein Regenponcho das erste Mal zum Einsatz kam. Ich sah aus wie Quasimodo, der Gloeckner von Notre Dame.
Nachdem ich dann ca. 1 1/2 Std. durch den Regen gegangen war, tauchte die Bruecke von Hospital de Orbigo vor mir auf. Ich glaube, es ist die laengste historische Bruecke auf dem Jakobsweg. Ein liebeskranker Ritter nebst seinen Mannen hat hier frueher immer andere Ritter auf der Bruecke zum Duell aufgefordert.

Ich bin aber heil darueber gekommen, ohne dass ich mich duellieren musste. Bei den Rittern bin ich aber dennoch gelandet und zwar in einer Herberge des Malteserordens.
Total urig hier.
Ich war erst mit Dave alleine auf dem Zimmer, aber langsam trudeln auch andere Pilger ein. Dave kommt aus Amerika und ich konnte nach einigen Tagen des Deutschsprechens mal wieder englisch babbeln. In der ersten Woche habe ich fast nur englisch gesprochen. Ich habe mich sogar beim Laufen dabei ertappt, dass ich in englisch gegruebelt habe. Es geht doch ;-)). Nach ein paar Tagen des Deutschsprechens muss man dann erstmal wieder umdenken, aber das geht immer schneller und immer besser. Zwischendurch noch ein paar Brocken italienisch oder spanisch und das Multikulti ist perfekt. Gestern abend habe ich auf finnisch noch "Guten Appetit" gelernt, aber das habe ich wieder vergessen. War ganz schoen kompliziert.

Auf jeden Fall hat Dave mir gerade ein Kompliment gemacht. Er war voellig ueberrascht, dass ich aus Deutschland komme, weil ich fliessend Englisch spreche.
Whow. Mein Englisch scheint sich hier wirklich zu verbessern. Ich erweitere ja auch mein Vokabular staendig (schnarchen, Bettwanzen....).
Aber fliessend.....
Ich glaube wirklich, man muss die Sprache Tag und Nacht sprechen und flugs ist man drin. Vielleicht sollte ich Florian und Max doch noch ueberreden ein paar Auslandsmonate zu machen. Wahrscheinlich erschrecken sie jetzt, wenn sie das lesen :-)).

So, jetzt versuche ich mal ein paar Fotos hochzuladen.

Ultreia und alles Liebe

Silvia

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